In immer mehr Ländern nähern sich die regulatorischem und freiwilligem Kohlenstoffmärkte. Auch in Europa deutet vieles in diese Richtung, nicht erst seit der EU-Verordnung Carbon Removal And Carbon Farming Certification (CRCF).
Ist die strikte Trennung zwischen Compliance und Voluntary Carbon Credit Markt bald Geschichte? Und können Unternehmen künftig Carbon Credits nutzen, um gesetzlichen Nachhaltigkeitsverpflichtungen nachzukommen?
Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie das System der CO2-Kompensation bisher funktioniert, wohin die Zukunft der Carbon Markets geht und was diese Entwicklung für Ihr Unternehmen bedeutet.
Es gibt zwei Hauptmärkte, auf denen Unternehmen ihren CO2-Ausstoß ausgleichen: den Compliance Carbon Credit Markt („regulatorischer Markt“) und den Voluntary Carbon Credit Markt („freiwilliger Markt“). Der Ursprung und die treibende Kraft hinter beiden Märkten ist das im Pariser Abkommen festgelegte 1,5-Grad-Ziel. Daher spielen beide Systeme eine wichtige Rolle in der globalen Strategie zur Reduzierung von Treibhausgasen.
Auf dem Compliance-Markt handeln Unternehmen, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Ein zentrales Instrument dieses Marktes ist das EU Emissions Trading System (EU ETS), das größte Emissionshandelssystem der Welt. Unternehmen, die unter dieses System fallen, bekommen eine bestimmte Anzahl von Emissionszertifikaten (ETs) zugeteilt. Diese geben ihnen das Recht, eine gewisse Menge CO2 zu emittieren.
Das EU ETS funktioniert nach dem Prinzip "Cap and Trade":
· Festlegung der Emissionsobergrenze (Cap): Für die Gesamtemissionen und damit auch für die Menge der ausgegebenen Zertifikate gibt es eine Obergrenze (Cap). Diese Cap-Menge wird kontinuierlich gesenkt, um den Anreiz für Unternehmen zu erhöhen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und das 1,5-Grad-Ziel zu unterstützen. Die Obergrenze wird durch politische Verhandlungen und Beschlüsse auf EU-Ebene bestimmt.
· Handel mit Emissionszertifikaten (Trade): Unternehmen können verfügbare Zertifikate kaufen und verkaufen, um ihre Emissionen auszugleichen. Dieser Handel erfolgt ausschließlich an Börsen, wo der Preis der Zertifikate durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Unternehmen, die weniger emittieren, als ihre Zertifikate erlauben, können überschüssige Zertifikate verkaufen, während diejenigen, die mehr emittieren, zusätzliche Zertifikate erwerben müssen.
Mit der schrittweisen Reduktion der Cap-Menge und dem Auslaufen der kostenlosen Ausgabe von Zertifikaten wird es für Unternehmen zunehmend teurer, ihre Emissionen zu kompensieren. Ab 2026 erfolgt der Übergang in eine Versteigerungsphase, in der der Preis der Zertifikate nicht mehr festgelegt, sondern durch den Markt zwischen einem festgelegten Mindest- und Höchstpreis gebildet wird.
Diese Entwicklungen erhöhen den finanziellen Druck auf Unternehmen, in nachhaltigere Technologien zu investieren. Gleichzeitig wird der Marktmechanismus so gestaltet, dass die Reduktion von Emissionen wirtschaftlich attraktiv wird.
Neben dem Emissionshandel gibt es in einigen Ländern wie Schweden und Kanada auch die CO2-Steuer. Diese wird direkt auf den Ausstoß von Treibhausgasen erhoben und schafft ebenfalls einen Anreiz, Emissionen zu senken. Im Gegensatz zum Emissionshandel, bei dem der Preis für Zertifikate durch den Markt bestimmt wird, legt die CO2-Steuer einen festen Preis pro Tonne ausgestoßenes CO2 fest. Dadurch haben Unternehmen eine klare Kalkulationsgrundlage für ihre Emissionskosten und werden motiviert, ihre Steuerbelastung durch Investitionen in emissionsarme Technologien oder Effizienzmaßnahmen zu reduzieren.
Im Gegensatz zum Compliance-Markt basiert der Voluntary Carbon Credit Markt auf der Eigeninitiative von Unternehmen. Diese können hier freiwillig Carbon Credits erwerben, um Treibhausgas-Emissionen jenseits von gesetzlichem Druck auszugleichen. Die Carbon Credits auf dem freiwilligen Markt stammen oft aus Projekten, die in erneuerbare Energien, Aufforstung oder andere Maßnahmen zur Vermeidung oder Reduktion von Treibhausgasen investieren.
Diese Projekte tragen dazu bei, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zum Compliance-Markt: Die hier ausgeglichenen Emissionen fließen nicht direkt in die gesetzliche Bilanz eines Unternehmens ein. Stattdessen bietet der Voluntary Carbon Credit Markt Unternehmen die Möglichkeit, über die gesetzlichen Anforderungen hinauszugehen und bisher unvermeidbaren Emissionen außerhalb der eigenen Supply Chain zu mitigieren. Unternehmen können Carbon Credits als wichtigen Teil ihrer eigenen Strategie zur Reduktion von Emissionen nutzen.
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Beide Märkte sind unabhängig und in ihrer Funktionsweise voneinander getrennt. Es spricht jedoch einiges dafür, dass dies nicht mehr lange so bleibt. Einige Länder gehen bereits voran und lassen Überschneidungen der Carbon-Marktes zu. Derzeit ist dies bei circa 40 % der nationalen Systeme weltweit der Fall – Tendenz steigend.
Die EU-Verordnung Carbon Removal and Carbon Farming Certification (CRCF), die derzeit von der Europäischen Union entwickelt wird, soll Anreize und Zertifikate sowohl für Carbon Removals als auch für Carbon Farming schaffen, die sowohl im Compliance-Markt als auch im Voluntary Carbon Credit Markt genutzt werden können.
Dieses Rahmenwerk könnte die bisher getrennten Märkte für Treibhausgas-Kompensation stärker miteinander verknüpfen, da es Unternehmen möglicherweise in Zukunft erlaubt, dieselben Zertifikate oder Projekte für die Erfüllung sowohl freiwilliger als auch regulatorischer Klimaziele zu verwenden.
Carbon Farming bezeichnet landwirtschaftliche Praktiken, die darauf abzielen, Kohlenstoff im Boden und in der Vegetation zu binden. Damit soll der CO2-Gehalt in der Atmosphäre reduziert werden. Zum Carbon Farming gehören Methoden wie die Aufforstung, der Anbau von Zwischenfrüchten, die Reduzierung von Bodenbearbeitung und der Einsatz von Kompost.
Im besten Fall führt die Überlappung der Märkte dazu, dass Carbon Credits auch aus regulatorischer und politischer Sicht als wirkungsvolles Mittel zur Erreichung des 1,5-Grad-Zieles anerkannt werden. Unternehmen könnten dann Carbon Credits nutzen, um ihre gesetzlichen Verpflichtungen zu erfüllen, z. B. die CO2-Steuer zu bezahlen. In Ländern mit einer bereits existierenden Überlappung der Carbon Markets kann man bereits heute die verpflichtenden Emissionszertifikate zu einem prozentualen Satz mit einer klar definierten Art von Carbon Credits substituieren.
Neben einem möglichen monetären Vorteil gewinnen Unternehmen auch mehr Handlungsspielraum. Im Gegensatz zum ETS-Markt, bei dem die Unternehmen nicht wissen, wohin ihre Gelder fließen, können sie bei Carbon Credits eigenständig entscheiden, in was sie investieren wollen: Möchten sie technische Senkungsprojekte wie Biochar nutzen? Oder doch lieber ein natürliches Senkungsprojekt wie Aufforstung unterstützen? Auf dem Voluntary Carbon Credit Markt haben die Käufer von Carbon Credits deutlich mehr Gestaltungsspielraum als auf dem regulativen Markt.
In jedem Unternehmen verbleiben unvermeidbare Emissionen, für die es noch keine Alternativen gibt. Carbon Credits sind derzeit die einzige Möglichkeit, diese Emissionen auszugleichen. Es ist daher ein positives Zeichen, dass die zukünftig zu erwartende Überlappung der Kohlenstoffmärkte die Position von Carbon Credits weiter stärken wird.
Carbon Credits tragen aktiv dazu bei, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu unterstützen und die Erderwärmung zu begrenzen. Sie bieten Unternehmen künftig eine noch flexiblere Möglichkeit, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, Carbon Credits in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren, um Emissionen außerhalb Ihrer direkten Einflussmöglichkeiten auszugleichen. Sollten Sie Fragen haben oder weitere Informationen benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bleiben Sie mit uns in Kontakt, um über die neuesten Entwicklungen und Möglichkeiten informiert zu werden!